Über Ayurveda


Im Anfang:

Es war in einer Zeit als die Menschen anfingen in Städte zu leben und Beziehungen mit „Mauern“ hatten. Der Nahrung fehlte es an ausreichenden Nährstoffen und die Winde und Gewässer waren verschmutzt. Die Menschen waren ohne Energie und konnten in diesem Zustand nicht mehr erkennen woher ihre „Krankheiten“ kamen.

Da trafen sich die Rishis (Weise) am Fuße eines Berges um heraus zu finden, was den Menschen helfen könnte.

In tiefer Meditation empfingen Sie von den Göttern das „Wissen“ (Ayur)

vom ‚ewigen’ „Leben“ (Veda).

Über Generationen hinweg wurde dieses Wissen bewahrt und mündlich weitergegeben, bis es dann schriftlich festgehalten wurde.

Bis heute ist es gültig, begleitend, erzählend von dem was uns Heil und Ganz sein lässt.


Die Schöpfung:

Durch die Verbindung des reinen Seins, der sehenden und bewussten Einheit (Purusha) mit der Urnatur (Prakriti), der wählenden Bewusstheit, der Form schaffenden, begann der Schöpfungsprozess.

Purusha ist das reine Wissen. Objektiv und unveränderbar. Er ist der stille Beobachter in uns allen.

Prakriti ist die schöpferische Kraft der Tätigkeit, der Manifestation. Die Ursache von Vielheit. Wählende Bewusstheit. Das was das Bewusstsein durch Erfahrung erfassen kann. Prakriti hat 3 Eigenschaften (Gunas): Rajas, Tamas und Sattva. Durch die 3 Eigenschaften werden alle Sinnesempfindungen eingeordnet in: erfreulich, schmerzhaft oder neutral. Immer im Zustand des Fließens. Bei jeder Bewegung kommt es wegen der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten zu Umwandlungsvorgängen.

Rajas ist die Aktivität, die Bewegung und die Koordination, Veränderung, Größenwahn.

Tamas ist die Stille, es füllt das Universum und die Lebewesen wieder auf. Die Trägheit, Stumpfheit, Feigheit.

Sattva ist das schöpferische Potential. Der Ausgleich. Sattva hält die kosmische und individuelle Stasis und Bewusstheit aufrecht. Bewusstsein. Klares Wissen. Mut. Sattva (= „Satt“: sich selber und „va“: sein).

Sattva ist die geistige Vorstellung, Rajas gestaltet dies auf materielles um und Tamas behindert beide.

Das kosmische Bewusstsein bzw. kosmische Intelligenz (Mahat) ist eine Energie, welche das Zusammenspiel aller natürlichen Kräfte ordnet. Mahat: die Gesetze und Prinzipien der Ordnung. Bestimmt den Rhythmus des Lebens. Im Individuum nennt man diese Intelligenz Buddhi – der durch Erfahrung weise geworden ist.

Als nächstes entstand die Ich-Machung (Ahamkara). Aus der Einheit wurde die Vielheit. Die Ich-Machung manifestiert sich in den 5 Elementen (Wesenheiten): Raum, Weite oder Äther (Akasha), Luft, Wind, das Wehende (Vayu), Feuer, das Scheinende (Tejas), Wasser, das Fließende (Apa) und Erde, Mutter Erde (Prithivi).

Das Urelement Akasha: Äther, Raum, Weite, trat als erstes in Erscheinung. Es fing an sich zu bewegen. Dadurch entstand Vayu: Luft, Wind, alles Wehende. Luft ist Äther in der aktiven Form. Die Bewegungen des Äthers bewirkten Reibung, wodurch Hitze erzeugt wurde. Einige Teilchen dieser Hitzeenergie vereinigten sich zu Tejas: Licht, allem Leuchtenden, Strahlenden, Scheinenden. So entstand die Energie des Feuers. Durch diese Feuerenergie lösten und verflüssigten sich wiederum einige der ätherischen Elemente, welche das Element Apa: Wasser, alles Fließende in Erscheinung treten ließen. Das Wasserelement verfestigte sich und bildete so das Erdelement (Prithivi).

Diese 5 Elemente sind auf einer grob- und feinstofflichen Ebene vorhanden. Die grobstoffliche Form ist für uns erfassbar, die feinstoffliche wird durch die „Sinnesorgane“ (Ohren, Haut, Augen, Mund, Nase) wahrgenommen und durch die „Handlungsorgane“ (Stimmbänder, Zunge, Zähne, Hände, Füße, Genitalien, Anus) ausgedrückt.

Die 5 Elemente sind verschiedene Dichtezustände eines einzigen Elements, dem Äther und einer einzigen Idee, des Raumes. Dies bedeutet, dass die Elemente hauptsächlich aus leerem Raum bestehen und dass der feste Zustand in Wirklichkeit eine Illusion und einfach ein Energiefeld ist. 

Die Erscheinungsform im menschlichen Körper sind die Körpersäfte (Doshas), die Gewebe (Dhatus) und die Abfallprodukte (Malas). Die 5 Elemente sammeln sich zu einem individuellen Muster. Dieses Muster wird Dosha genannt. 

Davon gibt es 3: Vata, Pitta und Kapha. Diese bestimmen und regeln alle biologischen, psychologischen und physiologischen Funktionen des Körpers, des Geistes und des Bewusstseins. Sie regeln die Entstehung, Erhaltung und Zerstörung von Körpergewebe (Dhatus): Urflüssigkeit, Blut, Muskelgewebe, Fettgewebe, Knochen- und Knorpelgewebe, Knochenmark, Sperma- und Eizellengewebe und die Ausscheidung von Abfallprodukten (Malas): Stuhl, Urin und Schweiß. 

Die individuelle Konstitution oder das Muster im menschlichen Körper besteht von Geburt an und wird Prakriti genannt. Die Urnatur. Die Doshas sind immer im Austausch mit der inneren und äußeren Umwelt. Durch die stetigen Veränderungen können die Doshas leicht aus dem Gleichgewicht kommen. Wenn dies eintritt und Krankheiten entstehen, dann wird von Vikriti gesprochen. 

Das Vata-Dosha wird vom Äther (Raum, Weite) und vom Wind (allem Wehenden) gebildet. Die Bewegungen im Körper können nur ausgeübt werden, wenn Äther vorhanden ist. Vata ist die bewegende Kraft. Es reguliert alle körperlichen Bewegungen. 

Es hat seinen Hauptsitz im unteren Teil des Körpers. Beckenregion, Dickdarm, Blase, Harntrakt, Oberschenkel, Beine, Arme, Knochen, Atmung, Bewegung der Muskeln, der Gewebe, Herzschläge, Ausdehnungen, Zusammenziehungen, Bewegungen von Zytoplasma und Zellmembranen, Bewegungen der Impulse in den Nervenzellen. 

 Die Eigenschaften (Gunas) von Vata sind: trocken, kalt, leicht, fein, beweglich, klar und rauh. 

Das Pitta-Dosha wird vom Feuer (allem Leuchtenden, Strahlenden, Scheinenden) gebildet und hat einen Wasseranteil der die Hitze im Körper reguliert. Pitta ist die Kraft der Umwandlung und reguliert die Aktivität von Enzymen, Hormonen, die Verdauung, die Körpertemperatur, Hunger, Durst und das Sehvermögen. Es hat seinen Hauptsitz im mittleren Körperbereich. Brust, Bereich um den Bauchnabel, Magen, Dünndarm, Schweiß- und Lymphdrüsen, Blut. Verdauung, Resorption, Assimilation, Ernährung, Stoffwechsel, Körpertemperatur, Hautfarbe, Glanz der Augen. 

 Die Eigenschaften (Gunasvon Pitta sind: ölig, heiß, schneidend und schnell, dünnflüssig, fließend, sauer, scharf.

Das Kapha-Dosha wird von Wasser (allem Fließenden) und der Erde (Mutter Erde) gebildet. Wasser gibt der Erde die Flüssigkeit, damit sie nicht stagniert und fest wird. Kapha ist die Kraft der Stabilität und Struktur. Es nährt, schmiert die Gelenke, gibt der Haut Feuchtigkeit, heilt Wunden. 

Es hat seinen Hauptsitz im oberen Körperbereich. Kopf, Nacken, Brustkorb, Brust, oberen Teil des Magens, Fettgewebe, Gelenke. Brustraum, Hals, Kopf, Nebenhöhlen, Nase, Mund, Magen, Gelenke, Zytoplasma, Plasma, Sekrete des Körpers (Schleimabsonderungen), Feuchtigkeit der Haut, Wundheilung, biologische Kraft, Vitalität, Stabilität. Erinnerungsvermögen. 

 Die Eigenschaften (Gunasvon Kapha sind: schwer, kalt, weich, ölig, süß, fest und trübe. 

 Das Luftprinzip (Vata) nährt das Feuer des Körpers (Pitta), aber das Wasser (Kapha) ist notwendig, um das Feuer zu beherrschen, sonst würden Gewebe verbrennen. Vata bewegt Pitta und Kapha. Gemeinsam regeln sie alle Stoffwechseltätigkeiten: Anabolismus (Aufbau - Kapha), Katabolismus (Abbau - Vata), Metabolismus (Umwandlung, Stoffwechsel - Pitta). Gerät Vata aus dem Gleichgewicht, wird eine Stoffwechselstörung mit einem übermässigen Katabolismus (Kräfteverfall), einer Zunahme der Abbauvorgänge oder der Verfallsprozesse im Körper die Folge sein. Wenn die anabolen (Aufbau) Vorgänge die katabolen (Abbau) überwiegen, ist eine Beschleunigung des Wachstums und der Regeneration der Organe und Gewebe die Folge. Ein Übermaß an Pitta stört den Stoffwechsel, ein Übermaß an Kapha beschleunigt die anabolen (Aufbau) Vorgänge und ein Zuviel an Vata führt zur Abmagerung (erhöhter Katabolismus). 

 Die Gewebe (Dhatus) werden ebenso von den 5 Elementen gebildet. 

 Das erste Gewebe Plasma, Urflüssigkeit (Rasa) ist in allen nachfolgenden Geweben enthalten. Jedes ernährt das nachfolgende. Wenn die Nahrung zu wenig Nährstoffe enthält, wird jedes andere Gewebe nicht richtig ernährt. Nachdem Plasma gebildet worden ist, werden die Nährstoffe verfeinert und weiter transportiert zum Blut (Rakta). Danach wird das Muskelgewebe (Mamsa) gebildet und darauf folgt das Fettgewebe (Meda). Das Knochen- und Knorpelgewebe (Asti) wird genährt und dann das Knochenmark (Majja). Als letztes Gewebe ist Shukra in dem Kreislauf (Sperma- Eizellengewebe). Daraus entsteht Ojas, die feinstoffliche Lebensenergie.

Die kosmische Energie und die universelle Materie sind in unserer Nahrung, unseren Gedanken und Beschäftigungen miteinander verwoben. Der Körper wird durch den Lebensatem (Pranaund der Nahrung der Erde erhalten. Diese beeinflussen die Gewebe (Dhatus) des Körpers und die Gedanken des Geistes.

Damit die Ernährung der Gewebe gut funktionieren kann wird Agni benötigt. Agni ist das Verdauungsfeuer und für den Stoffwechsel verantwortlich. Es zersetzt die Nahrungsmittel und regt die Verdauung an.

Grundvoraussetzung dafür, dass  Agni funktioniert ist eine Nahrung von hoher Qualität, wie und wann wir essen, eine förderliche Geisteshaltung und die Tridoshas sollten nicht aus dem Gleichgewicht sein. Ansonsten entsteht  Ama (Unverdautes, Ablagerungen, Verstopfungen) auf der körperlichen, sowie auf der geistigen Ebene. Ama verstopft die Kanäle (Shrotas) und die Wahrnehmungen.

Wenn eine Disharmonie entstanden ist, werden ausgleichende Maßnahmen (ShamanaMethoden)  empfohlen wie: erst essen wenn ein Hungergefühl entsteht, Trinken bei Durstgefühl, sich bewegen durch spazieren gehen oder Sport treiben, in die Sonne gehen, an die frische Luft, verdauungsstärkende Medikamente nehmen, Pflanzen verkochen die das Ama verbrennen.

Massage löst ebenfalls Verstopftes. Massageanwendungen mit Öl nennt man  Sneha   (Zärtlichkeit, Öl). Öl wird aus Samen gemacht und enthält Ojas die Lebensenergie.

Bei Ama, welches nicht mehr durch die Shamana-Methoden gelöst werden kann, wird das Ausleitungsverfahren angewandt. Man nennt dies Pancha Karma (5 Reinigungstherapien). Diese sind Erbrechen, Ausleitung aus der Nase, Abführmittel für den Dünndarm, Aderlaß und Einläufe. Während die Shamana-Methoden unabhängig angewandt werden können, darf Pancha Karma nicht ohne die vorbereitenden und unterstützenden Behandlungen der ShamanaMethoden und der Massageanwendungen erfolgen.

In den Upanishaden (philosophische Schriften und Bestandteil des Veda) ist beschrieben, dass Leben ewig ist. Keinen Anfang und kein Ende hat. Dass die Seele den Körper zum Ausdruck und zur Erfahrung braucht, um aus der Einheit die Vielheit zu erkennen.

Die Seele spiegelt den  Purusha  (reines Wissen) wider. Körper, Bewusstsein und Intellekt stammen von der  Prakrti  (Urnatur).  

Wenn wir aus dem Gleichgewicht sind, so betrifft dies Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Je nach Schwere ist es möglich, dass man nicht mehr so weiter machen kann wie bisher. Dann kommen die Veden zu einem. Ayurveda kann man auch übersetzen mit:

„Von der Ewigkeit des Lebens in der Seele lesen und im Herzen hören“.



"In welche Weiten mussten meine Augen schweifen, 

bis ich sie schloss und sah:

 "Hier bist Du"


 Tagore